Absolut unwillig

Dass es der Autoindustrie – bis auf wenige Ausnahmen – noch immer nur darum geht, die Milliardengewinne stetig zu steigern und nicht um umweltfreundliche Lösungen für die Käufer zu entwickeln, beweist ein Detail einmal mehr.

Es ist (endlich) wieder kälter geworden. Für (zu) viele Autofahrer ein ausreichender Grund, beim kurzen Warten im Auto einfach den Motor laufen zu lassen, damit es schön warm bleibt. 

Die Autoindustrie hat dafür bis heute keine Lösung, obwohl zB. Volvo vor ca. 20 Jahren bereits einmal eine solche serienmäßig begonnen hatte. Ein durchschnittlicher PKW hat heute eine Motorleistung von wenigstens 100 kW, nach oben gibt es keine Grenzen (Hemmungen). Um einen stehenden PKW im Winter warm zu halten, benötigt man eine Leistung von 1 bis maximal 2 kW. Diese „Heizleistung“ wird mit einem 100 kW-Motor erzeugt, der damit in einem Bereich von 1-2% ausgelastet ist. Dass bei diesem Leistungsbedarf die Wirtschaftlichkeit mitsamt der Umwelt auf der Strecke bleibt, muss keinem Techniklaien erklärt werden. Die „Profis“ der Autokonzerne aber sind weder willens, das Problem als solches anzuerkennen noch darüber nachzudenken, wie das besser zu lösen wäre.

Wie kann diese Lösung aussehen? Ganz einfach, indem man von der beim Fahren im Übermaß erzeugten Abwärme wenigstens einen winzigen Teil speichert. Um für eine „Standheizung“ von 30 Minuten die benötigte Energie zu speichern, müsste in den Kühlkreislauf eines Autos lediglich ein Zusatzvolumen von rund 15 Liter integriert werden. Dieses Zusatzvolumen in Form einer „Thermosflasche“ wäre nach jeder Fahrt immer voll geladen und würde als „Nebeneffekt“ auch dafür sorgen, dass bei einem „Kaltstart“ am Morgen der Motor sofort auf Betriebstemperatur kommen kann, was weitere positive Aspekte hinsichtlich Motorwirkungsgrad und Abgasreduktion hätte.

Aber hier ginge es ja um die Umwelt und um Wirtschaftlichkeit sowie Kundenerfordernisse. Dass die Kunden lediglich notwendiges Übel zum Erzielen der Milliardengewinne der Konzerne sind, beweist der Umgang mit dem „Dieselskandal“ mehr als deutlich. Ein Hinweis auf die Verantwortung der Autofahrer ist sinnlos, da es beim Thema Auto in aller Regel kein Umweltbewusstsein gibt.

(Veröffentlicht in den Salzburger Nachrichten am 29.11.2018)

Ergänzung 1:
Nach der Veröffentlichung in den SN schrieb ein Leser, dass es bei einigen VW-Modellen sehr wohl eine „Restwärmeausnutzung“ gibt. Bei dieser Option wird die Kühlwasserpumpe aus der Batterie versorgt und die Motorwärme zum Heizen des Innenraumes herangezogen. So schön, so gut. Nur: Auf der Straße / beim Parken fallen immer wieder jene Autofahrer auf, die den Motor laufen lassen. Ob sie das tun, weil diese Option einen zu hohen Aufpreis erfordert oder der Schalter zum Aktivieren zu gut „versteckt“ ist, kann ich nicht beurteilen. Ich bin selbst früher viele Jahre VW-Produkte gefahren, diese Option wurde mir immer perfekt verheimlicht.

Ergänzung 2:
Ein weiterer Leser hat geantwortet und gemeint, dass das nicht funktioniert. Nun, Physik kann man nicht wegreden. Wenn 15 Liter Wasser von 80 auf 20°C abgekühlt werden, entspricht das den Energieinhalt von 1 kWh. Damit kann man ein stehendes Auto bei 0°C Aussentemperatur sicher gut eine halbe Stunde beheizen. Wenn die 15 Liter gut gedämmt sind (zB. wie ein E-Boiler), ist selbstverständlich auch am Morgen noch Wärme im Speicher. Diese Wärme hilft dem kalten Motor beim schneller warm werden, das geht gar nicht anders. Dass das ganze funktioniert, hat ja Volvo vor Jahren schon bewiesen. Zwar sitzt bei vielen beim Auto das Geld ziemlich locker, wenn es um die Umwelt geht, dann steht aber schnell „Sparsamkeit“ ganz oben, daher ist das heute nicht in Serie verbaut. Wenn die Automobilindustrie den Umweltgedanken im Visier hätte, wäre das Serie, genauso wie die Adblue-Beimischung, die man zwar eingebaut, aber aus sehr durchsichtigen Gründen einfach deaktiviert hat.